Leistungskurs Musik
2000/02 am Celtis-Gymnasium, SchweinfurtThema/Themen:
Johann Sebastian Bach: Die Matthäus-Passion
Inhalte:
Die Oratorische Passion
Im Laufe des 17. Jh. wurden in die bis dahin a-cappella komponierten Passionen Choräle
(für die Gemeinde?), Monodien, Generalbass, Orchesterbegleitung, konzertierende
Instrumente und Texterweiterungen aufgenommen. Aus dieser Entwicklung entsteht die
oratorische Passion mit Übernahme von Formen aus Oper und Oratorium.
Die Matthäuspassion von Bach:
Besetzung: Zwei Chöre (plus Cantus-firmus-Chor im Eingangschor), zwei Orchester,
Solisten.
Gliederung in 78 Nummern in 2 Teilen mit Wechsel von Chören, Doppelchören, Chorälen,
Rezitativen, Ariosi und Arien.
Die textliche Grundlage der Passionen ist die biblische Leidensgeschichte Jesu. Der Dichter der nicht der Bibel entnommenen Texte ist Picander, der viele Texte von Kantaten und Oratorien für Bach geschrieben hat.
Den Erzählerpart übernimmt der Evangelist (Tenorlage), wörtliche Rede und Gegenrede führen Soliloquenten wie Jesus (Basslage), Pilatus und Petrus. Die Ausrufe der Volksmenge nennt man Turbachöre.
Secco-Rezitativ (Evangelist und Solisten): Begleitung nur Continuo.
Accompagnato-Rezitativ: Die Christusworte werden zur Hervorhebung mit Streichern
begleitet.
13 gliedernde Choräle zwischen den Sätzen. Die Melodie von "O Haupt voll Blut
und Wunden" wird fünfmal auf verschiedene Texte in unterschiedlichen Sätzen
verwendet.
Anmerkung zur gehörten Aufnahme: Fermaten zeigen bei Bach das Ende der Choralzeilen an.
Karl Richter interpretiert die Fermaten als meditative Pausen sehr emotional und
subjektiv.
Einige musikalische Beispiele in Auswahl:
Nr.15: Choreinsatz an der Stelle, als Jesus beim letzten Abendmahl zu seinen Jüngern sagt: "Einer unter Euch wird mich verraten." Beim durcheinanderrufenden Chor der Jünger folgt 11mal die Frage: "Herr, bin ich´s?" Der anschließende Choral bringt quasi den fehlenden Einsatz von Judas: "Ich bin´s."
Nr.54: Der Statthalter Pontius Pilatus lässt alljährlich zu Ostern einen Gefangenen
frei. Er fragt das Volk, ob er Jesus oder den Mörder Barabas freilassen soll. Der
Turbachor des Volkes (Chor 1 und 2) schreit nur ein Wort: "Barabam" auf dem
verminderten Septakkord. >> hohe Dramatik.
Turbachöre rufen weiter: "Laß ihn kreuzigen!" Sehr deutliches Beispiel für
musikalische Rhetorik: musikalische Stilfiguren wie Saltus duriusculus,
"Augenmusik" (Kreuzvorzeichen # als Sinnbild für das Kreuz Christi, Nachbildung
eines Kreuzes durch Überkreuzstellung von vier Noten).
Nr.73: Musikalische Darstellung des Erdbebens nach dem Tod Jesu mit einem Tremolo,
Saltus duriusculus, das Zerreißen des Vorhangs wird mit einem schnellem Lauf (Tirata,
Anabasis/Katabasis (Auf- und Abwärtsbewegung) charakterisiert.
Anschließend beide Chöre: "Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen." mit
extremer Verdichtung der Zahlensymbolik.
Nr.78: Schlusschor "Wir setzen uns mit Tränen nieder": A-B-A-Form mit instrumentalen Zwischenspielen. Volle Besetzung. Schlußakkord mit stark dissonantem Septimvorhalt.
CDs, Materialien, Bemerkungen:
Matthäus-Passion in der Aufnahme mit dem Münchener Bach-Chor, Leitung: Karl Richter,
Klavierauszug
Links (T.K.):
Ein Projekt zur Matthäuspassion
von Univ.Ass.Mag. Nikolaus Holzapfel vom Institut für Musikpädagogik an der Universität
für Musik und darstellende Kunst Graz. Mit Textgegenüberstellung
(biblisch/nichtbiblisch), Gegenüberstellung der Choräle (mit Noten), Zahlensymbolik,
Arbeitsblätter. Ein sehr informatives und lohnendes Angebot. Die angebotenen
Hörbeispiele und das Begriffslexikon gehen allerdings nur mit Paßwort.
Besprechung der Matthäuspassion
von @ Martin
Schlu
Besprechung von
Thomas Pehlken bei klassik.com
Referat von @
Christian Säfken : Zur Theologie der
Matthäuspassion J. S. Bachs mit grundlegenden Informationen und Besprechung einiger
Stücke - nicht musikwissenschaftlich aber informativ
Vollständiger Text, von @ Eric Pruim bereitgestellt.
Hinweise zur Zahlensymbolik
in der Matthäuspassion
Elf Choräle als
Midi-Dateien