Leistungskurs Musik 2000/02           am           Celtis-Gymnasium, Schweinfurt
Kurzprotokoll 31
der Kursstunde am Montag, den: 07.05.2000 von 7.55 bis 9.25 Uhr.
Protokollführer: Mirko Wölfling     www.musiklk.de/31temper.htm

Thema/Themen: Die Klavierstimmung – Das Wohltemperierte Klavier

Ø      Die Obertonreihe (Wiederholung)
Ø      Klavierstimmung allgemein
Ø      Die Entwicklung zum „wohltemperierten Klavier“
Ø      Maßeinheiten der Klavierstimmung

Inhalte:

> Die Obertöne sind alle in der Partialtonreihe (Teiltonreihe) enthalten. Sie machen die Klangfarbe eines Instruments. Würden die Instrumente reine Sinustöne erzeugen, so würden alle Instrumente gleich klingen. Ein Synthesizer setzt auf den reinen Sinuston noch Obertöne um verschiedene Instrumente darstellen zu können.
Darstellung und Erklärung der Obertonreihe

> Die heutige Klavierstimmung ist ein Kompromiss, bei dem die naturgegebenen Intervallverhältnisse und eine schon von Pythagoras entdeckte Unstimmigkeit im Tonsystem in Übereinstimmung gebracht werden. Um das zu verstehen, müssen wir die pythagoreische-, die mitteltönige- und die gleichschwebende temperierte Stimmung betrachten.

> Die Entwicklung hat bereits im 6. Jhd. v. Chr. ihren Ursprung. Nach Pythagoras lässt sich der Ton in Grundton und Obertöne zerlegen. Es ergaben sich daraus reine Intervalle mit naturgegebener Ordnung, die für fast 2000 Jahre den höchsten Ausdruck menschlichen Proportionsempfindens darstellten. Nachteilig hat sich die Tatsache erwiesen, dass bei der Pythagoreischen Stimmung die Terz zu groß war und sich der Quintenzirkel (Übereinanderschichtung von elf Quinten, woraus sich alle zwölf Halbtöne unserer chromatischen Tonleiter ergeben) wegen des pythagoreischen Kommas („his“ ist um einen Viertel Halbton zu hoch) nicht geschlossen hat. Erst die aufkommenden Tasteninstrumente und die allgemeine Lust an Harmonien haben das System ins Wanken gebracht. Arnold Schlick erfindet um 1500 die mitteltönige Stimmung. Für eine saubere Terz wurden einige Quinten verkleinert. Die Folge war ein schrecklich klingendes Intervall zwischen "gis" und "es" (Wolfsquinte). Die mitteltönige Stimmung war nur in Tonarten bis zu vier # oder drei b wohlklingend. (Durch Umstimmen der "Wolfsquinte" waren weitere Tonarten nutzbar.) Erst Andreas Werckmeister hat zu Zeiten Bachs die gleichschwebend temperierte Stimmung erfunden, welche bis heute verwendet wird. Hierbei ist die Unstimmigkeit auf alle 12 Quinten verteilt: ein zwölftel der 22 Cent ist jede Quinte jetzt kleiner. Da sich beim Zusammenklang jeder Quinte dadurch Schwebungen ergeben, heißt diese temperierte Stimmung "gleichschwebend".

Leider wurden durch die dank der neuen Stimmung erweiterte Tonartenpalette eine Reihe von Instrumenten schlechter nutzbar. Darunter auch die Silbermannorgeln. Silbermann beharrte auf der mitteltönigen Stimmung. Bach soll einmal in Silbermanns Anwesenheit ein Stück mit vielen Vorzeichen auf der mitteltönig gestimmten Orgel gespielt haben, in dem dann ständig "der Wolf heulte".

> Als absolute Maßeinheit wird heute ein mathematisches System verwendet. Die Oktave wird dabei in 1200 Cent unterteilt. Jeder temperierte Halbton in 100 Cent (12 Halbtöne).

Werke:

> Als wichtigster (nicht erster!) Werkzyklus für die neue Stimmung ist das Wohltemperierte Klavier von Bach zu nennen: 24 Präludien und Fugen, chromatisch durch alle Dur- und Moll-Tonarten aufsteigend.

Bemerkungen:

> Es wurden die Gleichschwebende und Mitteltönige Stimmung auf den beiden Manualen eines eigens so gestimmten Cembalo gegenübergestellt.

Links (T.K.):

Die oben eingearbeiteten Links stammen meist von Musiklehre ONLINE (sehr umfangreich und für die Grundlagen sehr gut brauchbar!)
Ein Überblick über 15 historische Stimmungen in Cent-Schritten und weitere Tabellen zur Stimm-Theorie und -Praxis
Ein informativer Aufsatz von Rainer Janke über die wichtigsten Stimmungen

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