SCHWEINFURT
Zum ersten Mal gehörte Musik
 
Am Ende nahmen sie alle strahlend den Applaus in der vollbesetzten Rathausdiele entgegen: die Komponistin Dorothea Hofmann, die jungen Komponisten vom Musik-Leistungskurs des Celtis-Gymnasiums, die Instrumentalisten von Olympia-Morata-Gymnasium, Musikschule und Celtis-Gymnasium und die Frau, die die Idee zum Projekt „Composer in Residence“ hatte: Elke Tober-Vogt, Vorsitzende des Tonkünstlerverbandes Schweinfurt/Main-Rhön.
 
 
Foto: Laszlo Rupert - Schweinfurter Tagblatt

Die große Spannung, die vor diesem Abschlusskonzert alle ergriffen hatte, war einer gelösten Freude darüber gewichen, etwas Besonderes, Einmaliges geleistet zu haben. Birgt schon ein „normales“ Konzert wegen der Auftrittssituation für die jungen Musiker Grund genug zur gespannten Aufgeregtheit, so ist ein Konzert ausschließlich mit Uraufführungen ein Ereignis, dem erst wenige beigewohnt haben dürften.

Mit der schwungvollen „Fanfare“ aus Dorothea Hofmanns „Schloss auf den Felsen“, gespielt von der Bläserklasse des OMG unter Andrea Lettowsky, begann der Abend der Uraufführungen. Mit ruhigem Dirigat leitete sie die Mädchen sicher durch die Suite. Es folgten „Maskenspiel“ (Martina Wunn und Damian Scholl/ Violine, Johanna Wunn/Violoncello, Angela Mai/Akkordeon) und „Dialoge und Duelle“ (Lea Arenz und Verena Schneider, Querflöten), die Dorothea Hofmann den zwei Ensembles aus der Musikschule auf den Leib geschrieben hatte.

Den Ergebnissen des Kompositions-Workshops am Celtis-Gymnasium war die zweite Hälfte des Konzertes gewidmet. Die Kollegiaten des Musikleistungskurses hatten sich mit Unterstützung von Dorothea Hofmann daran gemacht, selbst ein Stück zu komponieren. Schon dieses Tun ist ungewöhnlich in der Landschaft des Musikunterrichts. Aus anderen Bereichen des musischen Unterrichts kennen wir das durchaus: Im Kunstunterricht wird gezeichnet und gemalt, auch Schreibwerkstätten im Deutschunterricht locken niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Doch das Schreiben eines Musikstücks ist eine Besonderheit.

Den Gewinn, der aus dieser Arbeit gezogen wurde, brachte einer der Jungkomponisten auf den Punkt: „Auf jeden Fall konnten wir durch dieses Projekt neue Erfahrungen machen, durch die wir fremde Kompositionen intensiver lesen können und mehr Respekt vor der Arbeit des Komponierens haben.“

Ganz unterschiedliche Skizzen zum Thema „Wasser“ sind herausgekommen, für Soloinstrument, zwei oder drei Instrumente, die die Schüler selbst vortrugen. Mit diesem Konzert fand ein Dreivierteljahr der Begegnung mit einer Komponistin und deren Werk in unterschiedlicher Form und für verschiedene Altersgruppen seinen krönenden Abschluss – auch wenn kein Kulturvertreter der Stadt dieses besondere musikalische Ereignis mit seiner Anwesenheit beehrte.

Im Rahmen des Jahreskonzertes der Gruppe Schweinfurter Komponisten am 27. Oktober werden auch Psalmenvertonungen von Dorothea Hofmann uraufgeführt, die diese – ebenfalls im Projekt CiR – für die Kantorei St. Johannis komponiert hat.

 
Von Erna Rauscher-Steves
Foto: Laszlo Rupert
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