Leistungskurs Musik 2000/02           am           Celtis-Gymnasium, Schweinfurt
Kurzprotokoll
der Kursstunde am Montag, den 27.11.2001 von 7.55 bis 9.25 Uhr.
Protokollführerin: Verena Firsching    www.musiklk.de/13ockegh.htm

Thema/Themen:

Die Franko-Flämische Musik des 15./16. Jahrhunderts

Werke:

Pietro Aron, Il Toscanello, Rimini 1523: "L`homme armé" (als cantus firmus)
Josquin des Prez: "L`homme armé", Kyrie und Agnus Dei II
Johannes Ockeghem: Requiem. Offertorium und Kyrie III "Domine Jesu Christe, Rex gloriae".

Inhalte:

- L’homme armé: Cantus firmus, der zu dieser Zeit sehr häufig vorkommt
- Stück, dass sich ständig als cantus firmus in Messen wiederholt
> Betrachtung des Kyrie und des Agnus Dei II von Josquin des Prez
- Melodie in längeren Notenwerten mit kleiner Verzierung im Tenor
- Takt 28: Tenoreinsatz (Cantus firmus - Melodie)
- Tonart: dorisch
- Verhältnis zwischen Superius und Tenor:
-- Superius doppelt so schnell wie Tenor, Proportionskanon,
    d.h. selbe Melodie, unterschiedliches Tempo; Verhältnis: 1 : 2
- Christe: Altus (Cantus firmus im Proportionskanon mit Tenor 1:4)
- Takt 64 : Bassuseinsatz (Cantus firmus, Proportonskanon 1:3)
> allgemein:
- Stück bezieht sich wahrscheinlich auf einen Kreuzzug
- Cantus firmus beginnt im Kyrie auf den Ton c
- Cantus firmus ist in allen Stimmen zu finden
-> Melodie wandert in jedem Satz um eine Stufe nach oben (durch ganzes Hexachord)

> Notenbeispiel aus derselben Messe: Agnus dei II "Ex una voce tres"
-- dreistimmiges Stück, trotz einstimmiger Notierung
-- dreimal dieselbe Melodie in drei verschiedenen Tempi

> Betrachtung der Franko-Flämischen Musik des 15. Jahrhunderts:
> Hauptvertreter der ersten Hälfte des 15.Jahrhunderts:
1. Guillaume Dufay (~ 1400-1474), Gilles Binchois (~ 1400-1460)
1.1.Merkmale:
- Zentrum: Niederlande ( Die meisten Komponisten stammten aus den Niederlanden), "Kunst der Niederländer", rege Reisetätigkeit fördert Ausbreitung
- weltliche und geistliche Musik in etwa gleichberechtigt
1.2.Musik:
- 4-stimmig vorherrschend; zyklische Form; Motette (diskantbetont)
- weltlich: Chanson (3-stimmig.), Discantus und 2 Instrumente
2. Johannes Ockeghem (~1426-1494/96)
2.1 Merkmale:
- Schwerpunkt Kirchenmusik, "Polyphoniekünste" entstehen
2.2 Musik:
- Durchimitation -> Ebenbürtigkeit aller Stimmen; Gegenbewegung;
"Tactus" (Grundschlag); Vielfältige cantus- firmus - Behandlung

> Betrachtung des Requiems von Johannes Ockeghem:
- Cantus firmus in der Oberstimme, nicht mehr im Tenor
- Cantus firmus noch gregorianisch:
> "Te decet hymnus": > Durchimitation:
- Stimmen setzen in der Motette nacheinander mit demselben Thema (Sogetto, "Subjekt") ein
- in den Motetten wie in den Messen, besonders in den freien ohne c.f.-Vorlage gibt es die sogenannte Durchimitation, d.h. motivisches Material wird auf alle Stimmen verteilt in gegenseitiger Imitation, meist zu Abschnittsbeginn
> Imitation: eine Stimme übernimmt das Thema einer anderen Stimme
> Durchimitation: die Imitation wandert durch alle Stimmen
-> alle drei oder vier Stimmen werden gleichberechtigt

> Betrachtung des Kyrie III von Johannes Ockeghem:
- alle Stimmen fangen thematisch an
> Betrachtung des Offertoriums "Domine Jesu Christe, Res gloriae" von Johannes Ockeghem:
- unterschiedliche Tempi in den verschiedenen Stimmen
- Überlagerungen der verschiedenen Tempi
- Stimmbezeichnungen entsprechen fast den heutigen (Contratenor und Bassus)
- viel Melismatik
- Tenor: tempus imperfectus
- Text: Die Worte sollen vertont werden (Qualen der Hölle: verschiedene Tempi; "diffuses" Notenbild)

CDs, Materialien, Bemerkungen:

Zu Beginn der Stunde Singen der bekanntesten Parodievorlage der Zeit (etwa 30 Bearbeitungen):
"L`homme armé" (dtv-Atlas Musik, Band 1: S.230)
dtv-Atlas Musik, Band 1: S. 230, 231, 242, 243
Materialien zur Musikgeschichte, Band 2: S.49-53 und das dazugehörige Hörbeispiel
Notenblatt zu Johannes Ockeghems Offertorium und Kyrie und das jeweils dazugehörige Hörbeispiel

Zurück zur LK-Hauptseite