Leistungskurs Musik
2000/02 am Celtis-Gymnasium, SchweinfurtThema/Werk:
Guillaume Dufay (~1400-1474) "Nuper rosarum flores"
Motette zur Weihe des Florentiner Domes
Inhalte:
Form der Motette:
- vierstimmige Motette, die in 2 Blöcke aufgeteilt werden kann ("Spaltklang"):
Triplum und Motetus / Tenor I und II
Gliederung: Vier Abschnitte mit regelmäßiger Anzahl der Mensureinheiten: 28+28 / 28+28 /
14+14 / 14+14 (= n x 7)
Tempoverhältnis der vier Abschnitte 6:4:2:3 entspricht den räumlichen Verhältnissen im
Dom Langhaus:Querschiff:Apsis:Kuppelhöhe
Oberstimmen ("Ornament"):
- keine Isorhythmik oder einheitliche Melodie
- Jeder der vier Teile beginnt zweistimmig
- die Bezeichnungen Motetus und Triplum stammen nicht von Dufay selbst
- Tenores ("Fundament"):
- setzen nach 4 x 7 = 28 Mensuren bzw. 2 x 7 Mensuren ein
- cantus firmus wurde durch Weglassen von Tonwiederholungen auf 7 Töne gekürzt
- Tenor I: 2 x 7 Töne (ziemlich langes rhythmisches Grundmuster = Talea)
- Tenor II: gleiche Melodie, jedoch um Quinte transponiert
> Melodie aus greg. Choral wiederholt sich in den Abschnitten II, III und IV = Color
> der Rhythmus in den Abschnitten II, III und IV entspricht der Talea unter
Berücksichtiung der verschieden Tempusangaben (Tenor im Original nur einmal mit 4
Tempusangaben notiert)
In der gesamten Motette lassen sich sehr viele Zahlenbeziehungen entdecken, bis hin zur Anzahl der Töne in bestimmten Abschnitten, Gesamtzahl der Töne, Tonhöhenstatistik (!), Anzahl der Textbuchstaben (!), die sich immer wieder auf den Goldenen Schnitt oder auf die Fibonacci-Folge (jede Zahl ist Summe der beiden vorangegangenen) zurückführen lassen. Beide Proportionsordnungen finden sich sehr deutlich in den Maßen des Florentiner Domes.
CDs, Literatur:
CD: Sampler "The Hilliard Ensemble" EMI reflexe CDZ 767118-2
Rolf Dammann: Die Florentiner Domweihmotette Dufays
in: Poos (Hrsg.), Chormusik und Analyse, Mainz 1983
Ryschawy/Stoll: Die Bedeutung der Zahl in Dufays Kompositionsart
in: Guillaume Dufay (Musik Konzepte 60), edition text + kritik, München 1988