Leistungskurs Musik 2000/02           am           Celtis-Gymnasium, Schweinfurt
Kurzprotokoll
der Kursstunde am Donnerstag, den 16.11.2000 von 11.25 bis 12.55 Uhr.
Protokollführerin: Marion Fuchs    www.musiklk.de/11mensur.htm

Thema/Themen:

"Messe de Nostre Dame" von Guillaume de Machaut; Mensuralnotation

Inhalte:

- Wiederholung des Aufbaus der Stimmen in der Motette: Tenor, Motetus, Triplum, Contratenor
- Ursprung der heutigen Stimmlagenbezeichnung in der Motette:

Contratenor Superius à Sopran
Contratenor Altus à Alt
Tenor à Tenor
Contratenor Bassus à Bass

Definition: Mensuralnotation ist eine Notationsart, die aufgrund der Notenform die Darstellung des Rhythmus ermöglicht

- Untersuchung des Tenors des Kyrie: Tenor hat ein rhythmisches Grundmuster mit nur kleinen Abweichungen
- Talea: rhythmisches Grundmuster
- Isorhythmie/isorhythmische Motette: Motette, in der eine Talea verwendet wird
- Color: Wiederholung bestimmter Melodieabschnitte; häufig, muss aber nicht in jeder isorhythmischen Motette vorkommen

Ars nova: um 1320-1330 entstand in Frankreich die Ars nova, die einen Wandel der Notation und der Rhythmik der Ars antiqua beinhaltet. Sie ist eine Fortentwicklung der Frankonischen Notation.
Vergleich von Ars antiqua und Ars nova anhand der Notation:
Ars antiqua: Longa = drei Breven
Ars nova: Unterteilung der Notenwerte in dreizeitige (perfectus) und zweizeitige (imperfectus) Notenwerte.
Dass die Unterteilung in dreizeitige Notenwerte perfectus genannt wird, hängt damit zusammen, dass die Zahl 3 ein Symbol für die Dreieinigkeit Gottes und somit heilig ist.
Das Gleiche gilt für den Rhythmus der Ars nova:
Tempus perfectum: 3er Rhythmus, der mit einem Kreis als Symbol der Vollkommenheit angegeben wird
Tempus imperfectum: 2er Rhythmus, der mit einem Halbkreis angegeben wird

Unterschiede in der Musik:
Ars antiqua: mehr Perfectiones; sie folgt ihren Grundlagen
Ars nova: subtiler, kompliziertere Kompositionsarten, viele Imperfektionen in Bezug auf Noten, Modi und Mensuren
à Streitfrage: Was ist vollkommener, Ars antiqua oder Ars nova?
Texte:
Jacobus von Lüttich: Aus dem "Speculum musicae"
Johannes XXII: Aus dem Dekret "Docta sanctorum"
Anhänger der Ars antiqua: Das ist vollkommener, was mehr Perfectae gebraucht
Anhänger der Ars nova: Die Ars nova ist vollkommener, da sie subtiler und schwieriger erscheint und erst in der Kompliziertheit die Vollkommenheit steckt
Imperfizieren: Weg der Ars nova, um Perfektes durch viele Imperfektionen zu imperfizieren, indem man aus einem dreizeitigen Notenwert einen zweizeitigen macht, d.h., der Komponist hängt an eine 3er Bildung Noten an, die rückwirkend aus dem Perfectio ein Imperfectio machen.

Messe von Machaut: Vergleich der Kompositionsart des Kyrie mit der des Gloria:
Kyrie: wenig Text, Melisma auf das "e" von Kyrie, polyphon, motettischer Satz
Gloria: viel Text, syllabisch, homophon, Kantilenensatz
Sanctus als weiteres Hör- und Notenbeispiel
Motettensatz: polyphon, imitatorisch, meist mit cantus firmus im Tenor
Kantilenensatz: homophon; mit führender, frei erfundener Oberstimme

CDs, Materialien, Bemerkungen:

Materialien zur Musikgeschichte, Textband S. 28 ff
Messe von Machaut im Faksimile und Übertragung

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