Leistungskurs Musik
2000/02 am Celtis-Gymnasium, SchweinfurtThema/Themen:
"Messe de Nostre Dame" von Guillaume de Machaut; Mensuralnotation
Inhalte:
- Wiederholung des Aufbaus der Stimmen in der Motette: Tenor, Motetus, Triplum,
Contratenor
- Ursprung der heutigen Stimmlagenbezeichnung in der Motette:
Contratenor Superius à Sopran
Contratenor Altus à Alt
Tenor à Tenor
Contratenor Bassus à Bass
Definition: Mensuralnotation ist eine Notationsart, die aufgrund der Notenform die Darstellung des Rhythmus ermöglicht
- Untersuchung des Tenors des Kyrie: Tenor hat ein rhythmisches Grundmuster mit nur
kleinen Abweichungen
- Talea: rhythmisches Grundmuster
- Isorhythmie/isorhythmische Motette: Motette, in der eine Talea verwendet wird
- Color: Wiederholung bestimmter Melodieabschnitte; häufig, muss aber nicht in jeder
isorhythmischen Motette vorkommen
Ars nova: um 1320-1330 entstand in Frankreich die Ars nova, die einen Wandel der
Notation und der Rhythmik der Ars antiqua beinhaltet. Sie ist eine Fortentwicklung der
Frankonischen Notation.
Vergleich von Ars antiqua und Ars nova anhand der Notation:
Ars antiqua: Longa = drei Breven
Ars nova: Unterteilung der Notenwerte in dreizeitige (perfectus) und zweizeitige
(imperfectus) Notenwerte.
Dass die Unterteilung in dreizeitige Notenwerte perfectus genannt wird, hängt damit
zusammen, dass die Zahl 3 ein Symbol für die Dreieinigkeit Gottes und somit heilig ist.
Das Gleiche gilt für den Rhythmus der Ars nova:
Tempus perfectum: 3er Rhythmus, der mit einem Kreis als Symbol der Vollkommenheit
angegeben wird
Tempus imperfectum: 2er Rhythmus, der mit einem Halbkreis angegeben wird
Unterschiede in der Musik:
Ars antiqua: mehr Perfectiones; sie folgt ihren Grundlagen
Ars nova: subtiler, kompliziertere Kompositionsarten, viele Imperfektionen in Bezug auf
Noten, Modi und Mensuren
à Streitfrage: Was ist vollkommener, Ars antiqua oder Ars
nova?
Texte:
Jacobus von Lüttich: Aus dem "Speculum musicae"
Johannes XXII: Aus dem Dekret "Docta sanctorum"
Anhänger der Ars antiqua: Das ist vollkommener, was mehr Perfectae gebraucht
Anhänger der Ars nova: Die Ars nova ist vollkommener, da sie subtiler und schwieriger
erscheint und erst in der Kompliziertheit die Vollkommenheit steckt
Imperfizieren: Weg der Ars nova, um Perfektes durch viele Imperfektionen zu imperfizieren,
indem man aus einem dreizeitigen Notenwert einen zweizeitigen macht, d.h., der Komponist
hängt an eine 3er Bildung Noten an, die rückwirkend aus dem Perfectio ein Imperfectio
machen.
Messe von Machaut: Vergleich der Kompositionsart des Kyrie mit der des Gloria:
Kyrie: wenig Text, Melisma auf das "e" von Kyrie, polyphon, motettischer Satz
Gloria: viel Text, syllabisch, homophon, Kantilenensatz
Sanctus als weiteres Hör- und Notenbeispiel
Motettensatz: polyphon, imitatorisch, meist mit cantus firmus im Tenor
Kantilenensatz: homophon; mit führender, frei erfundener Oberstimme
CDs, Materialien, Bemerkungen:
Materialien zur Musikgeschichte, Textband S. 28 ff
Messe von Machaut im Faksimile und Übertragung